Mehr als 800 First Line Manager haben das aus drei Modulen bestehende First Line Manager Programm von Mondi seit 2010 bereits absolviert. Von den Teilnehmern selbst bis hin zum Vorstand genießt es hohes Standing und trägt zum Erfolg von Mondi bei. Wir haben das zum Anlass genommen, um mit Birgit Höttl, HR Managerin und Projektleiterin des FLM Programms bei Mondi, über ihre Erfahrungen, Tipps und Learnings für internationale Führungsprogramme zu sprechen.

Vom Business Need zum Führungsprogramm

 

Das Mondi First Line Manager Programm gibt seit 2010 – Wie ist es damals dazu gekommen?

Birgit Höttl: Die Sicherheit unserer Mitarbeiter ist eine von Mondis obersten Prioritäten. Vor einigen Jahren haben wir in Gespächen mit dem Business festgestellt, dass die Standards in manchen Werken weiter verbessert werden können und wir Handlungsbedarf haben. Wir haben daher eine Bedarfserhebung durchgeführt und ausgewertet, wie viele Führungskräfte es auf der untersten Ebene gibt – d.h. wie viele First Line Manager wie Schichtführer, Instandhaltungsleiter, Logistikleiter – und was ihre Themen im Arbeitsalltag sind. Bei dieser Bedarfserhebung hat sich dann schnell gezeigt, dass unser Sicherheitsthema in Wirklichkeit ein mannigfaltiges Führungsthema ist. Um ein Beispiel zu nennen: oft werden Schichtarbeiter, die sehr gut arbeiten, zur Führungskraft befördert, ohne dass sie entsprechende Arbeitsmittel und Strategien parat haben oder mitbekommen. Das sind teilweise Mitarbeiter, die Jahre und Jahrzehnte mit ihren Kollegen zusammengearbeitet haben, die sich kennen, sich auch privat treffen und plötzlich ist einer von ihnen der Chef. Dieser Schritt vom Kollegen zur Führungskraft war u.a. ein zentrales Thema.

Wenig überraschend war auch Kommunikation ein wichtiger Punkt, an dem gearbeitet werden sollte. Beispielsweise wie Schichtleiter effektiv kommunizieren können, dass die Sicherheitsregeln im Werk eingehalten werden müssen oder dass Helmpflicht herrscht; ebenso, wie sie mit dem Widerstand von Kollegen oder Mitarbeitern umgehen können.

Auf Basis der Ergebnisse der Bestandsaufnahme haben wir, d.h. The Mondi Academy gemeinsam mit Vertretern aus dem Business und mit MDI, das First Line Manager Programm geformt.

 

FLM Hard Facts

Programmstart

Anzahl Länder

Geschulte First Line Manager

Anzahl Sprachen

Mondi First Line Manager Programm Hard Facts

Anzahl Module

Anzahl TrainerInnen

Maßgeschneiderte Programme als Weg zum Ziel

 

The Mondi Academy als internes Weiterbildungsangebot gab es ja bereits länger. Was hat das neue Programm für die Academy bedeutet?

Das First Line Manager Programm war der Startschuss für den Trend zu immer stärker maßgeschneiderten Trainingsprogrammen für bestimmte Zielgruppen. Es wurde sehr stark auf die Zielgruppe der First Line Manager zugschnitten, um sie dort abzuholen, wo sie mit ihren Arbeitsinhalten und -herausforderungen tatsächlich stehen. Es gab zum Beispiel einen Reality Check in den Werken in Zeltweg, die die MDI Trainerin Masha Ibeschitz besucht hat, um mit den Schichtarbeitern, den Schichtleitern, und den Produktionsleitern zu sprechen und die größten Herausforderungen am Shopfloor herauszuarbeiten. Daraus – und aus vielen weiteren Komponenten – ist das First Line Manager Programm entstanden, auf das eine Vielzahl weiterer maßgeschneiderter Programme in der Academy folgte. Es gibt in The Mondi Academy seitdem Programme für Vertriebsleiter und -mitarbeiter, für Einkäufer, für Finance Manager und noch mehr. Das aktuellste Spezialprogramm ist unsere Customer Service Academy für den Verkaufsinnendienst.

 

 

 

Was hat sich bei den Mondi MitarbeiterInnen durch das First Line Manager Programm verändert? Wie wird die tailor-made-Herangehensweise angenommen?

Sehr gut! Das First Line Manager Programm wird auf allen Unternehmensebenen als eines der erfolgreichsten Trainingsprogramme der Academy gesehen. Mittlerweile ist das Programm, das ursprünglich ein Angebot war, auch global verpflichtend, das heißt, jeder First Line Manager in Mondi besucht das Training – das waren seit 2010 mehr als 800 First Line Manager in 12 Sprachen. Das zeigt auch sehr gut die Dynamik, die das Programm mittlerweile hat. Oft wird es von den First Line Managern, die in der Regel von ihren Vorgesetzten nominiert werden, selbst regelrecht eingefordert. Ich erhalte immer wieder direkt Anfragen von potentiellen Teilnehmern aus verschiedenen Ländern, die wissen wollen, wann es wieder Termine gibt, damit sie sich fristgerecht anmelden können.

 

Wenn es um Design und Konzeption eines so spezifischen und doch international tauglichen Programmes geht: Welche Stakeholder von Mondi sind involviert?

Die Hauptzielgruppe sind unsere Managing Directors, denn sie entscheiden, welche First Line Manager aus ihrem Werk im jeweiligen Jahr das Programm besuchen, darüber hinaus auch die HR Manager in den Werken. Zu Beginn des Programmdesigns waren es Führungskräfte aus den Business Segmenten und Arbeitssicherheitskoordinatoren, die die Inhalte ganz maßgeblich mitgestaltet haben. Natürlich sind auch die Vorstandsmitglieder eine wichtige Zielgruppe, die das Programm sehr aktiv unterstützen.

 

 

Umsetzung On-the-job & Inhalte

 

Zum Thema „Umsetzung im Arbeitsalltag“: Wie motiviert und engagiert sind die First Line Manager, wie funktioniert die Umsetzung?

Es gibt immer wieder ganz konkrete Bespiele, an denen man sieht, dass das Gelernte tatsächlich umgesetzt wird. Um ein kleines, aber sehr konkretes Beispiel zu geben: Ein First Line Manager hat seinem Mitarbeiter eine sehr klare und direkte Anweisung gegeben hat, kurz nachdem er am Programm teilgenommen hat. Sein Chef hat ihn daraufhin gelobt und mitgeteilt, dass ihm positiv aufgefallen sei, dass er diese klare Anweisung gegeben hat. Worauf der First Line Manager sagte: „Das habe ich im First Line Manager Programm gelernt“. Darauf sein Chef: “Und dass ich dir Feedback gebe, habe ich im Führungskräfteprogramm für Produktionsleiter gelernt“. **lacht**

Das ist natürlich ein besonderes Beispiel. Doch die Tatsache, dass das Programm von der Zielgruppe selbst immer wieder nachgefragt wird, zeigt mir, dass es sehr gut angenommen wird und für die First Line Manager im Arbeitsalltag sichtbaren Nutzen stiftet.

Mondi Werk Syktyvkar

Mondi Werk in Syktyvkar, Copyright: Mondi

Kurz zu den Inhalten des Programms: Was sind die Highlights?

Die Trainings finden grundsätzlich in den Werken statt. Im zweiten von drei Modulen gibt es nicht nur das Training im Klassenzimmer, sondern einen praktischen Teil, bei dem die Gruppe das Werk besichtigt. Das Werk wird vorabinformiert und ist entsprechend vorbereitet, weshalb die Teilnehmergruppe auf vermeintliche Sicherheitsfehler trifft, die sie erkennen muss. Jeder einzelne übt dann direkt das Feedback-Geben und die Kommunikations-Tools, die er im Training gelernt hat. Sicherheit ist der rote Faden, der sich durch das ganze Programm zieht – in diesem zweiten Modul liegt der Fokus ganz besonders darauf und auf der Tatsache, wie ich das Thema als Führungskraft wirklich gut und effektiv anspreche. Das wird dann meistens sogar mitgefilmt und anschließend besprochen und ist sicher eines der inhaltlichen Highlights.

 

Das First Line Manager Programm selber ist ja noch nicht alles, oder? Es gibt auch Follow-Up Programme.

Richtig. Das Programm hat 2010 gestartet, 2013 haben wir es um den First Line Manager Refresher erweitert, an dem die Programmabsolventen nach ein bis drei Jahren teilnehmen sollten. Das ist ein zweitägiges Seminar, in dem es vor allem darum geht, dass man mit den anderen Teilnehmern Erfahrungen austauscht, berichtet, was man umgesetzt hat, welche Erfolge das Programm gezeigt hat und darüber hinaus auch bei gewissen Themen in die Tiefe geht.

 

 

Maßgeschneidert, flexibel und interaktiv – Erfolgstipps für internationale Führungsprogramme

 

Nachdem nun mehr als 800 First Line Manager das Programm durchlaufen haben: Was sind deine Tipps für das erfolgreiche Aufsetzen internationaler Programme? Was würdest du Kollegen raten, die etwas Ähnliches planen?

Ein Tipp ist, das Programm so aufzusetzen, dass es zu 70% einheitlich ist, um sicherzustellen, dass bestimmte Botschaften und Trainingsinhalte an alle Teilnehmer weltweit vermittelt werden – so haben wir auch das First Line Manager Programm aufgebaut. Bei uns war das zum Beispiel Situational Leadership oder die Feedback-Regeln. Die restlichen 30% sind Flexibilität, um nationale und kulturelle Unterschiede berücksichtigen zu können. Diese Kombination aus einem Dach an fixen Inhalten und der Freiheit, auf Unterschiede eingehen zu können, ist meiner Meinung nach ein großer Erfolgsfaktor für globale Weiterbildungsprogramme. Eine Feedback-Übung in Italien läuft anders als in Schweden und das reflektiert dieser flexible Aufbau, der das „Think globally, act locally“-Prinzip verfolgt.

Darüber hinaus ist wichtig, dass man beim Design die Zielgruppe abholt. In unserem Fall waren das u.a. die Werksbesuche, die Gespräche mit den Vertretern der Zielgruppe und auch mit deren Mitarbeitern.

Grundsätzlich ist es wichtig, dass das Training sehr „hands-on“ und interaktiv ist. Je nach Zielgruppe ist das mehr oder weniger nötig – bei unseren First Line Managern zum Beispiel war das erfolgskritisch. Die First Line Manager stehen am Shopfloor, sie arbeiten täglich mit ihren Händen. Wenn man ihnen dann wissenschaftlich aufbereitete Konzepte in einer hübschen Power-Point Präsentation zeigt, ist das mit Sicherheit der falsche Weg. Wenn man stattdessen auf sie eingeht und das Training dementsprechend gestaltet, das heißt kurze theoretische Lernheinheiten mit vielen Übungen kombiniert, bekommt man beim Pilotprogramm so schönes Feedback wie „Ich war überrascht, wie schnell die Zeit verflogen ist!“

 

 

 

Highlights & Ausblick

 

Was war dein persönliches Highlight mit dem Programm in den letzten Jahren?

Es gibt bei Mondi eine interne Auszeichnung für die innovativsten Projekte, den Mondi Diamond. Er wird alle drei Jahre vergeben und Mitarbeiter können sich mit ihren Projekten bewerben. 2012 wurden an die 300 Projekte eingereicht. Über mehrere Stufen wurden anschließend zwölf Finalisten ausgewählt, die im Rahmen des Leadership Forums in Südafrika die Projekte vorstellen und um den ersten Platz “rittern“ durften. Ich war damals mit dem Fist Line Manager Programm unter diesen 12. Am Ende erreichte das Projekt den zweiten Platz in der Kategorie „People Development“, gewonnen hat ein anderes Projekt, aber alleine die Anerkennung und die Möglichkeit, beim Leadership Forum, bei dem etwa 120 Top Manager von Mondi zusammenkommen, das Programm zu präsentieren, hat ihm sehr viel Momentum verliehen. Es hat das Programm in allen Mondi-Ländern bekannt gemacht, die Führungskräfte konnten den Nutzen hautnah miterleben. Ich habe ausgewertet, wie viele Programme und Module wir in welchem Jahr jeweils hatten. 2013, das Jahr nach dem Mondi Diamond, war das bisher stärkste Jahr mit den meisten Gruppen in den meisten Ländern! Das First Line Manager Programm hat die Organisation wie ein „Flächenbrand“ erfasst und die First Line Manager wurden in großen Mengen angemeldet. Es war einfach schön zu sehen, dass die Arbeit, die von so vielen Leuten geleistet wurde – von uns intern, von MDI (www.mdi-training.com) und von den Trainern – eine so hohe Anerkennung findet. Das war mein persönliches Highlight.

 

Wenn du dir für die Zukunft des Programms etwas wünschen könntest, um es noch erfolgreicher zu machen: Was wäre das?

Was ich mir wünsche, ist, dass das Programm weiterhin diese hohe Akzeptanz hat. Dazu werden wir demnächst die Inhalte kritisch bewerten und herausfinden, ob sie jetzt im siebenten Jahr des Programms nach wie vor bestehen können. Mondi ist sehr dynamisch, das Unternehmen verändert sich schnell und wir müssen darauf achten, dass das Programm nach wie vor state-of-the-art ist und den Arbeitsalltag unserer First Line Manager reflektiert. Ich möchte, dass wir am Puls der Zeit bleiben und uns als Academy mit Mondi mitentwickeln, damit das Programm wirklich das ist, was die Zielgruppe braucht und was Mondi weiterbringt.

Über Birgit Höttl

  • Studium: Kommunikationswissenschaften, Englisch; danach Weiterbildung im Bereich Human Resources (Advanced HR Manager, Donau-Universität Krems)
  • Seit 2008 Leiterin von The Mondi Academy (globale Weiterbildungseinrichtung von Mondi)
  • Schwerpunkte: Entwicklung von Weiterbildungsmaßnahmen und Trainingsprogrammen

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