Interview mit Buchautorin Masha Ibeschitz

Über die Autorin

 

Masha Ibeschitz ist seit über 20 Jahren als Coach und Trainerin tätig und weiß, wie es auf den Führungsetagen in Unternehmen weltweit aussieht. In ihrem neuesten Buch „Impact“ erzählt sie von ihren Erfahrungen der letzten Jahre und gibt Tipps, wie Sie als Führungskraft den Erfolg des Unternehmens durch eine wirksame Mitarbeiterentwicklung steigern können. Wir haben mit ihr über ihr Buch und die Veränderungen der letzten Jahre in der Coaching-Welt gesprochen.

Du arbeitest bereits seit vielen Jahren als Executive Coach. Was war der Grund, dass du genau jetzt dieses Buch veröffentlichst und wen sprichst du konkret damit an?

 

Masha: Der erste Anstoß kam ursprünglich eigentlich gar nicht von mir. In den vergangenen 20 Jahren sind immer wieder Menschen auf mich zugekommen, die sich eine Zusammenfassung meiner Inhalte gewünscht haben. Besonders wichtig war ihnen, dass dort nicht nur die trockene Theorie abgebildet ist, sondern stattdessen vor allem über Erfahrungen aus der Praxis berichtet wird. Aus diesem Grund habe ich die Geschichten und nützliche Tools aus meinem Coaching in diesem Buch niedergeschrieben.

Ansprechen will ich jede Führungskraft, die wirkungsvoll führen möchte, was zum Glück auf die meisten Führungskräfte zutrifft.

 

Wenn du eine einzige Kernbotschaft aus deinem Buch nennen müsstest: Was wäre sie?

 

Wenn ich eine Kernbotschaft aus meinem Buch auswählen muss, dann ist es wahrscheinlich diese: Success is made by people. Dieser Satz bringt meine Überzeugungen wohl am besten auf den Punkt.

 

Du beschreibst dich in diesem Video zu deinem Buch selbst als Storytellerin. Welche Rolle spielen Geschichten für dich im Bereich Führungskräfteentwicklung und Coaching?

 

Storytelling ist eine der ersten Techniken der Wissensvermittlung, die sich bewährt hat und daher auch wunderbar bei Führungskräften wirkt. Ich bin überzeugt, dass sich mithilfe von Geschichten das Gelernte nachhaltiger verfestigt. Das gilt übrigens überall auf der Welt. Deshalb ist Storytelling für mich ein probates Mittel im Bereich Führungskräfteentwicklung und Coaching.

 

 

Coaching in der Praxis, die immer wiederkehrenden Probleme und wie man diese lösen kann

 

 

Jetzt ab in die Praxis: Du schreibst in deinem Buch, dass vor allem die mangelnde Zeit für strategische Managementaufgaben ein Problem vieler Führungskräfte ist. Das ist schon sehr lange so – warum ändert sich in dieser Richtung nichts, wenn doch alle davon wissen?

 

Das ist ganz einfach: Wissen allein – mag es noch so fundiert sein – reicht für nachhaltige Veränderungen nicht aus. Daher ist mein Buch auch nur zum Teil auf Wissensvermittlung ausgerichtet. Ein genauso wichtiger Treiber von nachhaltiger Veränderung ist der sogenannte innere Zustand. Also eine Haltung, oder auch der innere Wille, der uns vorantreibt. Das Buch hat das Ziel mithilfe der Geschichten mitzuhelfen, die Lust, den Sinn und den inneren Zustand für den/die LeserIn zu wecken, so dass daraus ein konkretes Verhalten entsteht – nämlich Coachingtools wirksam anzuwenden. Und bekanntlich ist konkretes Verhalten ein wichtiges Element, das es für nachhaltige Veränderung braucht.

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Reine Wissensvermittlung reicht bei Coachings nicht aus – bei den Coachees muss ein konkretes Verhalten entstehen, nämlich die wirksame Anwendung von Coachingtools

 

Hat sich deiner Meinung nach diese Problematik durch den schnellen Wandel (Stichwort VUCA) in den letzten Jahren verstärkt?

 

Nur bedingt. Eine flexiblere Unternehmenswelt wird nur dann für Führungskräfte zum Problem, wenn sie versuchen, ihr mit traditionellen Methoden gerecht zu werden. Stellen sie sich stattdessen den neuen Herausforderungen mit adaptiven Methoden, werden die vielen Chancen, die sich aus der Agilität ergeben, sichtbar. So ist der Wandel für Führungskräfte (wie für alle anderen) zwar sicherlich herausfordernd, aber zugleich gut handlebar.

 

Auch aus deiner umfangreichen Coaching-Erfahrung ist viel Praxiswissen ins Buch eingeflossen. Wenn du an die letzten Jahre zurückdenkst – wie hat sich der Bereich Executive Coaching verändert?

 

Eine große Veränderung ist einerseits die gestiegene Reflexionsbereitschaft der Führungskräfte. Anderseits ist auch die individuelle Fähigkeit zur Reflexion vieler Führungskräfte gewachsen. Das führt dazu, dass das (An-)Erkennen des Nutzens von Soundingboards und Reflexionsunterstützung heute deutlich höher ist als noch vor ein paar Jahren. Ich merke das vor allem daran, dass ich häufiger dazu eingeladen werde, Feedback zu geben und meine Beobachtungen zu teilen. Die Bereitschaft dazu, einen externen Blick zuzulassen, war vor zehn Jahren deutlich geringer.

Diese Entwicklung mag auch darin begründet sein, dass der wirtschaftliche Druck in der VUCA-Welt für viele Führungskräfte gestiegen ist. Impulse und vermehrte Feedbackloops von außen sind für den Erfolg Gold wert.

 

Coaching in der digitalen Transformation

 

Inwiefern ist der Coachingprozess selbst von der digitalen Transformation betroffen?

 

Coaching ist genauso von der digitalen Transformation betroffen wie alle anderen Bereiche unserer Businesswelt. Natürlich bleiben die Grundprinzipien bestehen. Was sich allerdings ändert, ist der vermehrte Einsatz von Technik. So ist virtuelles Coaching (z.B. via Skype, Zoom, Facetime etc.) längst state of the art.

Darüber hinaus gibt es einige Apps, die ich im Coaching nutze. Wenn Coach und Coachee gut miteinander abgestimmt sind, dann funktioniert das einander Wahrnehmen und aufeinander Zugehen gleichermaßen – ob beide in einem Raum sitzen oder über eine App kommunizieren.

Eine Beobachtung, die ich gemacht habe, ist die, dass die Bereitschaft, Coachingprozesse zu digitalisieren, in globalen Unternehmen und im asiatischen Raum am höchsten ausgeprägt ist.

 

Haben sich durch diese Veränderungen die Ansprüche der Führungskräfte/Coachees an dich als Trainerin und Coach geändert und wenn ja, inwiefern?

 

Ja, ich würde sagen, dass die Erwartungen an mich als Coach gestiegen sind. Meine Coachees setzen selbstverständlich voraus, dass ich mich laufend in Inhalten und Methodik weiterbilde. Diese Anforderung stelle ich auch an mich selbst, damit ich meine Coachees optimal unterstützen kann. Weiterbildungen und -entwicklungen sind für mich ein essentielles Element meines Berufes.

 

Du bist auch immer daran interessiert, digital up-to-date zu sein. Welche digitalen Tools und Gadgets verwendest und findest du da besonders nützlich in deinen Trainings und Coachings?

 

Ganz allgemein finde ich Audio-Formate super. Denn gehörte Inhalte lassen sich schnell verarbeiten. Nicht umsonst ist Hören das neue Sehen.

Ich stelle meinen Coachees aktuell auch über ein eigenes Magazin Audionuggets zur Verfügung, um Reflexion zu vertiefen oder auch Wissens- und Toolimpulse zu geben. Die App, die ich hier aktuell als sehr nützlich erlebe (vor allem auch für meine chinesischen Kunden), ist audiocont.com.

Darüber hinaus verwende ich in meinen Coachings gerne die App Se-Feedback – ein tolles Tool, um schnell Feedback zu geben.

Bei längeren Changeprozessen und für die nachhaltige Führungskräfteentwicklung setze ich außerdem gerne die Lernplattform Promote ein.

 

Als Abschluss würde ich gerne noch über die Sinnfrage mit dir sprechen, denn parallel zu „Everything digital“ und Schnelllebigkeit, Informationsflut und Co entwickelt sich auch der immer stärkere Wunsch nach Sinn und Purpose. Welchen Sinn siehst du in deiner Arbeit und warum machst du tagtäglich, was du machst?

 

Meine Aufgabe sehe ich darin, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen – und das nachhaltig. Darin sehe ich persönlich den Sinn

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