Interview mit Experte Sotiris Karagiannis

 

MDI Trainer Sotiris Karagiannis hat über 20 Jahre Erfahrung als Trainer und Berater in Griechenland, den Balkanstaaten und Tschechien. Wir haben mit ihm unter anderem über die aktuelle Situation von Führungskräfteentwicklung in Griechenland, die Unterschiede zu Österreich und den typischen Herausforderungen bei internationalen Trainings gesprochen.

 

Deiner Meinung nach: Was ist momentan die größte Herausforderung für Unternehmen in Griechenland?

 

Ganz klar: die Finanzkrise hat zu weniger Haushaltseinkommen, Pessimismus und Unklarheiten geführt. Das ganze wirtschaftliche Umfeld, die hohen Steuern und die fehlende Außenfinanzierung hindern griechische Unternehmen daran zu wachsen.

 

Was sind deine Erfahrungen: Wie denken griechische Unternehmen momentan über (internationale) Führungskräfteentwicklung?

 

Momentan wird vor allem in Trainings von Sales-Mitarbeitern investiert, da sich Unternehmen momentan auf Sales, anstatt auf Trainings von anderen Mitarbeitern, fokussieren.

 

Was sind die Unterschiede von Weiterentwicklungsmaßnahmen (z.B. digital learning und Trainings) in Griechenland und zum Beispiel Österreich oder Deutschland?

 

Der Unterschied ist der, dass digitales Lernen in Griechenland noch nicht so ein großes Thema ist wie in Österreich oder Deutschland. Das lässt sich vielleicht auch darauf zurückführen, dass die Menschen in Süd-und Westeuropa anders miteinander kommunizieren. Die Menschen im Süden bevorzugen immer noch mehr die persönliche und direkte Kommunikation. Natürlich gibt es Programme, bei denen auch digital gearbeitet wird, trotzdem ist die Nachfrage nicht so groß wie in Deutschland und Österreich.

 

Was ist die wichtigste Eigenschaft und was braucht man um als internationaler Training & Development Guide tätig zu sein? Kannst du uns was über die typischen Herausforderungen erzählen und uns Tipps geben?

 

Ich denke, dass die typische Herausforderung der Umgang mit unterschiedlichen Kulturen, ist. Deshalb sollte man sich bei der Vorbereitung für ein internationales Trainings- und Weiterbildungsprogramm immer mit der anderen Kultur auseinandersetzen und sie besser kennen lernen. Auf jeden Fall ist das Arbeiten auf internationaler Ebene immer eine großartige Erfahrung, da man sich ständig mit anderen Kulturen beschäftigt und seinen Horizont erweitern kann. Das ist speziell bei Führungskräfteentwicklung wichtig, da jede Kultur ein anderes Führungsverständnis hat.

 

Bei internationalen Führungskräftetrainings ist es wichtig Awareness und Empathie für andere Kulturen zu haben. Wenn wir uns Leadership Programme in Griechenland anschauen: was würdest du als Experte empfehlen? Worauf muss man als TrainerIn achten und was ist wichtig? Welche Tipps für ein erfolgreiches Training kannst du uns geben?

 

In Griechenland gibt es immer noch große hierarchische Unterschiede in Unternehmen. Die Vorgesetzten geben Anweisungen und die Mitarbeiter folgen diesen. Der Fokus liegt nicht so sehr auf selbstständigem Arbeiten. Vor allem heutzutage haben die Personen Angst davor Fehler zu machen und gehen deshalb keine Risiken ein, sondern bleiben lieber auf der „sicheren Seite“.

Das ist aber natürlich keine Charaktereigenschaft von jedem Mitarbeiter oder Unternehmen in Griechenland. Man sollte als Trainer auf keinen Fall Dinge verallgemeinern, sondern muss die Kultur jedes einzelnen Unternehmens kennen lernen und daraufhin dann ein angepasstes Führungskräftetraining entwickeln und umsetzen. Für ein erfolgreiches Führungskräftetraining ist es auch wichtig, dass den Teilnehmern bewusst ist was für eine Führungskraft sie sind und wo sie stehen.

 

Was denkst du über folgende Aussage: in Zeiten der Digitalisierung – sind face-to-face Trainings immer noch aktuell oder werden diese irgendwann komplett verschwinden?

 

Vor allem bei der Übermittlung von Soft Skills glaube ich nicht, dass digitale Trainings dieselbe Wirkung haben wie face-to-face Trainings. Die jüngere Generation nimmt Informationen vielleicht anders auf als die ältere Generation, trotzdem denke ich nicht, dass digitale Programme face-to-face Trainings ersetzen können. Ich sehe die Digitalisierung als tolle Bereicherung für Soft Skills Training, jedoch nicht als Ersatz.

 

Was ist deiner Meinung nach die größte Herausforderung für die Training & Development Branche in den nächsten 5 bis 10 Jahren?

 

Es scheint so als müsste man das Engagement der Menschen stärken und ein Arbeitsumfeld schaffen, indem sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Darüber hinaus brauchen Menschen auch Herausforderungen im Job, damit sie sich nicht langweilen bei dem was sie tun. Man redet oft über Burn-out, jedoch ist auch Langeweile im Job ein ernsthaftes Thema, worüber man reden muss, wenn man will, dass Leute einen Sinn in dem sehen was sie tun.

Griechenland MDI Trainer
Interview Partner

Sotiris Karagiannis ist MDI Trainer und hat bereits mehr als 20 Jahre Erfahrung als Training & Development Guide in Griechenland, den Balkanstaaten und Tschechien. Er ist leidenschaftlicher Trainer und interessiert sich persönlich am meisten für Leadership, Change und „The pursuit of happiness“. Der gebürtige Grieche lebt zur Zeit in Prag, wo er als Trainer arbeitet.

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