Das aus Amerika kommende Design Thinking klingt in den heimischen Medien oft wie ein wunderbares IT-Start-Up Märchen: Manager sitzen in der Spielecke und arrangieren Bauklötze, Entwickler besuchen die Kunden direkt und basteln gemeinsam am nächsten Produkt und dadurch entwickelt das Unternehmen unvergleichbar innovative Produkte und verdient jede Menge Geld. Wir haben Design Thinking Trainerin Ursula Weixlbaumer-Norz gefragt: Was ist denn Design Thinking nun wirklich und was kann es für Unternehmen leisten?

Was kann das Konzept aus Amerika?

Ursula Weixlbaumer-Norz: Design Thinking als Arbeitsweise hat seine Anfänge zwar in Amerika, ist aber mittlerweile auch in Europa stark verankert. Gemeinsam mit der d.school in Stanford hat die HPI School in Potsdam eine Pionierrolle bei der Entfaltung und Verbreitung von Design Thinking eingenommen.

Was das Konzept tatsächlich kann, ist relativ einfach erklärt: Die Designer der Innovationsagentur IDEO haben Design Thinking als Methode für das Lösen komplexer Probleme in der heutigen Zeit entwickelt. Sie haben dafür zuerst den Innovationsprozess erklärt und dargestellt und so – eine der Besonderheiten von Design Thinking – erlernbar gemacht. Design Thinking ist damit ein 6-stufiger Innovationsprozess. Jeder Stufe sind unterschiedliche Methoden zugeordnet, die je nach der konkreten Herausforderung und der Problemlösungskompetenz der anwendenden Führungskräfte und Teams ausgewählt werden. Das Ganze funktioniert über alle Branchen und Unternehmensbereiche hinweg.

Design Thinking ist also „nur“ ein neuer Ideenfindungsprozess?

Nur im ersten Moment – wenn man es aber voll ausschöpft und Führungskraft und Unternehmen dazu bereit sind, kann es weit darüber hinausgehen. Hierzu möchte ich gerne die HPI school zitieren: „Was ursprünglich als Innovationsmethode für Produkte und Services in Stanford entwickelt wurde, avanciert heute zu einer ganz neuen Art, den Menschen in Bezug zur Arbeit zu sehen, das Konzept der Arbeit zu denken und zu fragen, wie wir im 21. Jahrhundert leben, lernen und arbeiten wollen. Die Strahlkraft von Design Thinking besteht darin, neue und überraschende Formen der kreativen Zusammenarbeit zu ermöglichen. Wir-Intelligenz ist das neue Schlagwort, Kollaboration wird die Grundlage für ein neues Arbeitsbewusstsein.“

6 Stufen von Design Thinking

Design Thinking – ein 6-stufiger Innovationsprozess, der individuell einsetzbar ist

Was unterscheidet Design Thinking von anderen Innovations- bzw. Kreativitätstechniken?

Design Thinking wird gerne mit den agilen Management Methoden, mit „Lean Start-Up“ oder auch „Scrum“ zusammen erwähnt. Wie bereits beschrieben ist das Besondere, dass es sich nicht bloß um eine Technik handelt, sondern dass Design Thinking eine ganz neue Art der Zusammenarbeit ermöglicht, die mit flexiblen Räumen arbeitet und vor allem von Interdisziplinarität profitiert. Bei einem aktuellen Kundenprojekt, das ich als MDI Trainerin durchführe, waren im Design Thinking Workshop deshalb nicht nur die Mitarbeiter bzw.  Führungskräfte von diesem Kunden anwesend, sondern im Sinne von Design Thinking auch Unternehmer, Start-ups, Studenten und Experten aus anderen Unternehmen, die an einer konkreten Herausforderung mitgearbeitet haben – was das ermöglicht und bei allen Anwesenden auslöst, ist einfach beeindruckend.

Als Denkweise trägt Design Thinking zur Lösung komplexer Probleme in allen Bereichen bei und kann auf eine Vielzahl von Fragestellungen angewandt werden – nicht nur zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen, sondern zum Beispiel auch für die Verbesserung interner Prozesse und Services.

Sie möchten Design Thinking selbst erleben?

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Stichwort Agile Leadership: Was bedeutet das für dich persönlich? Warum beschäftigst du dich mit agilen Methoden wie eben Design Thinking?

Ich bin selbst seit vielen Jahren Unternehmerin und ehemaliges Start-up und habe auch schon vor meiner Unternehmertätigkeit in einem sehr agilen, internationalen Arbeitsumfeld agiert. Aus diesem Grund bin ich immer auf der Suche nach neuen innovativen Methoden für mich selbst und vor allem auch für die Führungskräfte, die mir in all meinen Trainings begegnen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass diese agile Methode Führungskräften und Teams helfen kann, mit komplexen Problemen auf eine strategische und strukturierte Art umzugehen.

Aus der Perspektive Personalentwicklung: Für welche Führungskräfte im Unternehmen ist Design Thinking geeignet? Was bringt es dem Unternehmen?

Die Methode ist für alle Führungskräfte geeignet, die sich mit komplexen Fragestellungen auseinander setzen müssen. Was mich besonders freut: Die HPI School hat soeben eine Studie über die Wirksamkeit von Design Thinking veröffentlicht. Eine große Mehrheit der Befragten (71 Prozent) gibt darin an, dass Design Thinking die Arbeitskultur vor allem im Team verbessert hat. Innovationsprozesse sind für viele Anwender (69 Prozent) deutlich effizienter geworden und die Einbindung der Nutzer bzw. Verbraucher geschieht häufiger (48 Prozent). Kosteneinsparungen (18 Prozent) oder Gewinnsteigerung (29 Prozent) standen weniger im Vordergrund. „Es ist selbstverständlich schwierig, den finanziellen Mehrwert von Design Thinking exakt und unmittelbar zu messen. Die Antworten zeigen aber, dass die Unternehmensprozesse und die Erfahrungen der Kunden nachhaltig verbessert werden, was auf lange Sicht die Wirtschaftlichkeit steigert“, so Jan Schmiedgen, einer der drei Autoren der Studie.

Interviewpartnerin

MDI Trainerin Ursula Weixlbaumer-Norz hat unsere Fragen rund um Design Thinking beantwortet. Sie arbeitet bereits seit vielen Jahren als internationale Management- und Führungskräftetrainerin mit MDI Management Development International zusammen.

Seit 2016 bildet Sie sich im Rahmen von Agile Leadership bei IDEO, Strategyzer/Business Model Canvas und der HPI School of Design Thinking weiter und bietet seit 2017 Kurse zum Thema an,  unter anderem speziell für Führungskräfte.

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