Sicher kennen Sie den kultigen Sherlock Holmes und seinen trocken-coolen Ausspruch: Ich habe trainiert, das, was ich sehe, auch wahrzunehmen.“ So einfach gesagt, so weitreichend in der Konsequenz wenn man dabei an Mimikresonanz und ihre unglaubliche Power in Sachen interkulturelle Kompetenz denkt. Wie und warum haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Die Kunst der Mimikresonanz

Nach Dirk W. Eilert bedeutet Mimikresonanz, mimische Signale zu erkennen, richtig zu interpretieren und angemessen damit umzugehen.

Um sich selbst einzuschätzen, haben wir im folgenden Video einen kleinen – eher einfachen – Selbsttest für Sie vorbereitet. Wie viele der folgenden Emotionen erkennen Sie? Ein kleiner Tipp: Es geht nicht darum, den korrekten Begriff zu erraten, sondern eher darum, die gezeigten Emotionen intuitiv richtig zu deuten.

Und, wie viele haben Sie erkannt?

Zugegeben, die Dauer der mimischen Ausdrücke ist im Video viel länger als in der Wirklichkeit, in der wir mit Mikroexpressionen unserer Gegenüber konfrontiert sind, die nur 40-500ms dauern. Diese Mikroexpressionen werden direkt vom Emotionszentrum im Gehirn ausgelöst und treten deshalb unwillentlich auf. Sie sind unglaublich schwer nachzuahmen, aber eben auch nur sehr kurz zu sehen. Der Schlüssel, um sie trotzdem zu erkennen, liegt darin, die Zeichen zu kennen.

Die Zeichen kennen & deuten

Sprechen wir also kürz über die Zeichen, die es zu kennen gilt, um die Mimik von Mitmenschen deuten zu können:

7 Basisemotionen für interkulturelle Kompetenz

Bildrechte: Eilert Akademie

Nach Paul Ekman gibt es die sieben Basisemotionen Angst, Verachtung, Trauer, Freude, Überraschung, Ärger und Ekel. In Mimikresonanz-Trainings, beispielsweise, kann man üben, wie diese sieben Basisemotionen und viele weitere Facial Action Units aussehen, um sie in wenigen Millisekunden zu erkennen und so Einblick in die aktuelle Gefühlswelt eines Gegenübers zu bekommen.

Mimikresonanz als interkulturelle Kompetenz

Mimikresonanz ist an sich schon ein wirkungsvolles Tool in der Führung, entwickelt aber vor dem Hintergrund von Interkulturalität eine besonders spannende Dimension.

Zum Thema interkulturelle Kompetenz kennt man von vielen Trainings und Ansätzen Fragen wie: Wie verhandle ich in diesem oder jenem Land? Wie verhält man sich bei Geschäftsessen? Wie werden Visitenkarten entgegen genommen? Wem darf man die Hand geben und bei wem ist es unpassend? Welche Wörter sollte man vermeiden? Wie verhält man sich gegenüber interkulturellen Kunden/Teams oder Chefs? …und viele mehr.

All diese Fragestellungen zielen auf die Unterschiedlichkeit zwischen den verschiedenen Ländern ab, was viele Kombinationen, Möglichkeiten und Dinge, dies es zu bedenken gilt, nach sich zieht.

Mimikresonanz arbeitet genau umgekehrt. Anstatt nämlich mit den Unterschieden zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen, beschäftigt sie sich mit den Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen und den sozusagen universell gültigen Gesetzen. Denn ein Forschungsergebnis zur Mimikresonanz besagt, dass die Basisemotionen, die Sie oben gesehen haben, weltweit und kulturübergreifend gleich im Gesicht gezeigt werden. (Tomkins und bestätigt durch Ekman, 1969)

Diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Schließlich bedeutet er nicht weniger, als dass man mit Mimikresonanz ein auf Forschung basierendes, geprüftes Tool zur Verfügung hat, das man als Basis und Schlüssel für die eigene interkulturelle Kompetenz einsetzen kann.

Denken wir noch einmal an die Zeichen von oben und die Möglichkeit, sie zu lernen, lautet die nächste gute Nachricht, dass auch interkulturelle Kompetenz damit wieder ein Stück weiter erlernbar ist.

Und: Durch kulturübergreifend gleiche Ausdrücke wird interkulturelle Kommunikation überschaubarer und einfacher.

Interkulturelle Kompetenz: Mimikresonanz schafft interkulturelle Verbindungen

Anstatt auf Unterschiede zu achten, zeigt Mimikresonanz interkulturelle Verbindungen und Gemeinsamkeiten auf

Aus der „klassischen“ Herangehensweise an interkulturelle Kompetenz und Mimikresonanz in Kombination ergeben sich unter anderem folgende spannende Anwendungsfelder:

 

Beratung und Verkauf

Stellen Sie sich vor Sie sind im Kundengespräch und beraten Ihr Gegenüber zu einem neuen Fahrrad. Dem Kunden gefällt, was er hört und er erkundigt sich nach dem Preis. Nachdem sie ihn nennen, Stille…und vielleicht ein „Hm…“. Mimikresonanz kann Ihnen helfen, egal aus welchem Land Ihr gegenüber kommt, zu evaluieren: Hat er/sie mit Ärger oder eher Überraschung reagiert? Ist anzunehmen dass der Preis zu hoch/angemessen/zu niedrig ist? Freut er/sie sich vielleicht und man kann weitere Kaufschritte einleiten?

Mit Mimikresonanz im interkulturellen Kontext haben Sie also schneller Zugang zu den Wünschen und Motiven Ihrer Kunden, was Kundenzufriedenheit und Umsatz steigern kann.

 

Interkulturelles Beschwerde- und Konfliktmanagement

Essentiell und gleichzeitig speziell heikel ist, wenn Service und Beschwerdemanagement im interkulturellen Kontext einwandfrei und kundenorientiert laufen sollen.

Stellen Sie sich vor, Sie sind VerkäuferIn in einem Shop – meistens per se eine interkulturelle Aufgabe – und jemand möchte eine Ware retournieren, weil sie nicht den Vorstellungen entspricht. Mimikresonanz ist das Werkzeug, das Ihnen in dieser Situation dabei hilft, die Gefühle Ihrer Kunden schon in der Entstehung wahrzunehmen, kritische Momente zu entschärfen bzw. zu vermeiden und positive Momente bewusst zu verstärken. Sie ist damit der Weg zur minimalen Eskalation im persönlichen Beschwerdemanagement.

 

Führung von (interkulturellen) Teams

Teams in Unternehmen sind vor allem eines: Soziale Gefüge. Und damit auch die Gesamtheit der darin vorhandenen Gefühle, Beziehungen, individuellen Interessen und Ziele. Emotionen erkennen und richtig damit umgehen entwickelt sich zunehmend zur Schlüsselkompetenz für erfolgreiche Führungskräfte von heute. Im Mitarbeitergespräch kann ihnen Mimikresonanz zum Beispiel Aufschluss darüber geben, ob ein Lob, das Sie aussprechen, tatsächlich als solches angenommen wird oder ob sich das Gegenüber unwohl oder vielleicht sogar verärgert dadurch fühlt. Auch in Meetings ist das Kennen mimischer Signale von Vorteil und zeigt Ihnen als Führungskraft zum Beispiel, ob und wie Informationen und Entscheidungen auf emotionaler Ebene aufgenommen werden und ob Lösungsvorschläge eher für Zustimmung oder Ablehnung in der Runde sorgen, ganz abgesehen davon, das die Meetingteilnehmer verbal äußern. Noch ein Beispiel sind Delegationsgespräche, in denen Sie mit Hilfe von Mimikresonanz erkennen, ob die Botschaft wirklich angekommen ist oder nicht.

 

Arbeiten in virtuellen Teams

Wer Teil eines virtuellen Teams ist, kennt die Herausforderungen: Das Team steht zwar ständig in Kontakt, Aufgaben stehen dabei aber oft lose nebeneinander. Kommuniziert wird, um Dinge erledigt zu bekommen, die virtuellen KollegInnen nehmen sich jedoch kaum als Team wahr. Kulturelle Unterschiede und Leistungsdruck erschweren das Entstehen von Vertrauen und Beziehungen zusätzlich. Genau hier greift die Mimikresonanz ein. In Kombination mit visuellen Meetings (Skype, Zoom, AdobeConnect,…) bietet sie eine Möglichkeit, Menschen über große Distanzen hinweg einzuschätzen und kennen zu lernen. In den kurzen und inhaltsreichen Meeting-Einheiten, die man wahrscheinlich nur hat, kann man damit ein Maximum an Informationen herauszuholen, um als virtuelles Team in Summe erfolgreicher agieren zu können.

Fazit

Die eigene Fähigkeit, mimische Signale schnell zu erkennen kann Arbeits- und Privatleben extrem bereichern und entwickelt vor allem im Hinblick auf Interkulturalität starke Wirksamkeit.

Aber: Machen Sie nicht den Fehler des Othello,  denn die Mimik verrät uns nie, WARUM ein Gefühl auftritt!

Bleiben Sie also offen, nehmen Sie wahr und kommunizieren Sie mit Hilfe der Mimikresonanz noch effektiver mit Menschen aus aller Welt!

Was interessiert Sie als nächtes?

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Emotional intelligente Führung als Schlüsselkompetenz

Als Führungskräfte kommen wir immer wieder in Situationen, in denen wir mit starken Emotionen konfrontiert sind. Manchmal sind es positive besetzte wie Freude und Leidenschaft. Manchmal aber auch negativ besetzte wie Trauer, Ärger und Enttäuschung. Letzte sind besonders herausfordernd. Die Etiketten „tabu“ und „unprofessionell“ lösen sich aber zum Glück immer mehr auf und erlauben einen differenzierteren Umgang damit, der nicht nur die soziale und emotionale Kompetenz steigert und Führungskräfte und Teams erfolgreicher macht, sondern letzten Endes auch Geld im Unternehmen spart.

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